Geschichten über die Könige der Hobos

Generationenhaus Bahnhof Hümme

Foto:  Richie Arndt, Dr. Klaus-Peter Lorenz und Fredy Gareis (v.l.) - Aufnahme von Frank Wiederhold

 

Fredy Gareis gastierte kürzlich im Generationenhaus. Angekündigt war die Veranstaltung als Lesung, aber eigentlich war es mehr ein Vortrag über die Geschichten der Hobos in den Vereinigten Staaten von Amerika. Umso spannender war es für die Zuhörer, die von den Erzählungen und persönlichen Erlebnissen des Autors Gareis gefesselt waren und an seinen Lippen klebten


So berichtete er über die sogenannten "Hobos", die auf den amerikanischen Traum pfeifen und ein Leben außerhalb der Gesellschaft führen. Getrieben vom Wunsch nach Freiheit und Selbstbestimmung fahren die Hobos illegal auf Güterzügen durch das Land. Eine verschworene Subkultur mit eigener Sprache, moralischem Kodex und Liedern, die sich mit dem Bau der transkontinentalen Eisenbahn entwickelte und bis heute im Schatten des neon-grellen Amerika weiterlebt. Dreieinhalb Monate reiste Fredy Gareis mit diesen Überlebenskünstlern, Landstreichern und Vagabunden durch ein Amerika, das die wenigsten kennen, und lernte von einem Hobo-König, wie man sich als blinder Passagier durchschlägt. Er erlebte Zusammenhalt und Großzügigkeit, die Weite aus Licht und Wind, Einsamkeit, Gewalt und Drogen. Geschichten, die tiefe Einblicke in die raue Seele der USA gewähren: über die Kraft des Individuums, über Enttäuschung, Wut und über das Glück, arm, aber frei zu sein.

Die Veranstaltung fand in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Region Kassel statt und wurde von der Kasseler Sparkasse finanziell unterstützt. Die Begrüßung und das Schlusswort übernahm Dr. Klaus-Peter Lorenz von der VHS.

Richie Arndt spielte während der kleiner Pausen einige bekannte Blues-Stücke auf seinen Gitarren, die überwiegend einen Bezug zur Eisenbahn hatten und begeisterte damit das interessierte Publikum.

Hintergrund:

Fredy Gareis wurde in Alma-Ata geboren und wuchs in einem Arbeiterviertel der Opelstadt Rüsselsheim auf. Nach der Schule schlug er sich als Barkeeper, Medikamententester und Taxifahrer durch und finanzierte so sein Reisefieber. Schließlich Studium der amerikanischen Geschichte und Literatur, gefolgt von einer Ausbildung zum Journalisten an der DJS in München.

Danach tätig als freier Reporter für DIE ZEIT, Tagesspiegel, Deutschlandradio und andere Medien. Fredy Gareis recherchierte unter anderem fünf Monate lang Undercover in der Deutschlandzentrale von Scientology, war Stadtschreiber in Maribor, und berichtete von 2010 bis 2012 als Korrespondent aus Israel und dem Nahen Osten.