Am 17. September 2025 war folgender Artikel in der HNA Hofgeismar auf Seite 9
Schwarze Grütze teilte in Hümme musikalische Seitenhiebe aus

Comedy mit Biss: Was Jimi Hendrix konnte, kann Stefan Klucke schon lange. Für sein Publikum spielt der Musiker seine Gitarre auch schon mal mit den Zähnen.
© FOTO: GITTA HOFFMANN
Hümme – Bitterböse, rabenschwarz und zuweilen auch herrlich politisch unkorrekt kamen die Texte des Musikkabaretts Schwarze Grütze in Hümme daher und rissen jede Barriere in Sachen „Darf man
darüber lachen?“ nieder. Dirk Pursche und Stefan Klucke präsentierten „Das Besteste! Lieblingslieder aus 30 Jahren Bühnenunwesen“ im Generationenhaus und zeigten eindrücklich, dass ihre Nummern
nichts an Aktualität verloren haben.
Geschliffener Wortwitz, musikalisches Können und ein Hauch von Spontaneität nahmen das Publikum von Anfang an mit. War beim ersten Stück – es handelte „vom Suizid als Lebensaufgabe“ – zunächst
noch ein Zögern beim Publikum zu bemerken, ob man über so ein ernstes Thema überhaupt lachen dürfe, schwanden diese Zweifel jedoch schnell. Zu böse und satirisch kam der Text daher, machte aber
weniger das Thema Selbstmord zur Lachnummer, als vielmehr die Sensationsgier der Menschen.
Die Schwarze Grütze sprach die Angst vor der KI an, schuf neue Berufe, wie zum Beispiel den Fitnessuhrengassigeher, kreidete aber auch den Fachkräftemangel an. Es gäbe zu viele unstabile
Statiker, unberechenbare Mathematiker, uninformierte Informatiker und unverblümte Floristen.
Beim Best-of-Abend durfte weder das Geständnis „Ich habe den Weihnachtsmann erschossen“, fehlen, noch die Arzneimittelhymne mit Loblied auf Ritalin als Erziehungsmittel: „Früher war er wirklich
nervig, das ist vergessen und verzieh’n, Dank Ritalin“.
Bereits zur Pause gab es Bravo-Rufe aus dem Publikum, was ein vielversprechendes Omen für die zweite Hälfte des Programms sein sollte. Und auch hier sparten die beiden Künstler nicht mit
Seitenhieben. An der Gesellschaft, aber auch an sich selbst.
Heutige Kita-Erziehung wurde ebenso aufs Korn genommen wie alte Mütter, die „mit dem letzten Ei das erste Kind“ bekommen. Der Erkenntnis „Wir sind vom Neandertal ins Digital mutiert“ folgte der
Wunsch, sich doch lieber das Hirn absaugen zu lassen. Das sei schließlich auch eine Form von Schönheitschirurgie.
Das Programm endete erst nach viel Applaus und zwei Zugaben. Eine davon ein Liebeslied eines Arztes an seine Patientin. Ein Liebeslied á la Schwarze Grütze: „Mit dem Zettel am Zeh / schob ich sie
aus dem OP / Und ich heulte wie noch nie / auf dem Weg in die Pathologie.“
GITTA HOFFMANN